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Alte Ansichtskarten - erzählen Geschichte

Ansichtskarten erzählen Geschichte
Josef Parzefall stellt in einem Vortrag Neufahrns jüngere Geschichte anhand Postkarten da
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„Ansichtskarten erzählen Geschichte“, so lautet der Titel eines Vortrags, den Josef Parzefall vorbereitet hat. Denn verschiedene Ansichtskarten aus unterschiedlichen Zeiten veranschaulichen die jüngere Ortsgeschichte und zeigen, wie sich Neufahrn verändert hat. In seinem Vortrag berichtet Josef Parzefall über die Geschichte hinter den Bildern. „Aus den Ansichtskarten kann man vieles rauslesen“, findet er. Zum einen spiegeln sie den Zeitgeist wieder. Die Karten bilden ab, was die Bürger damals als wichtig erachtet haben oder worauf sie stolz waren. Als die Postkarten um die Wende zum 20. Jahrhundert aufkamen, ist auf den Neufahrner Ansichtskarten meistens die Kirche und das Schloss abgebildet, aber auch die Thonwarenfabrik Houzer & Tasche. Der technische Fortschritt spielte eine zentrale Rolle.
Im Laufe der Zeit wandelte sich diese Einstellung. Auf den Karten kam das Schulgebäude oder das Kinderheim hinzu. Ein Hinweis, dass Bildung und Erziehung an Bedeutung gewannen. Wiederum einige Jahre später wollte man Neufahrns Wohlstand darstellen. Auf den Ansichtskarten waren nun auch die stattlichen Villen des Ortes zu sehen. „Das Dorf ist gewachsen, das war der Stolz der Zeit“, fügt Parzefall hinzu. Neufahrn habe sich vom Dorf mit Schloss zu einer Großgemeinde gewandelt.


Zum anderen geben die Darstellungen Zeugnis vergangener Zeiten. Anhand ihrer kann man das Zeitfenster bestimmen. Der Bahnhof zum Beispiel zeigt mal die Überdachung der Gleise, auf anderen Abbildungen fehlt die Überdachung. „1925 wurde die Überdachung abgebrochen, als die Strecke Richtung Regensburg elektrifiziert wurde“, berichtet Parzefall. Diese Tatsache ermöglicht die zeitliche Einordnung der Postkarten. Auch die Darstellung der Gebäude lassen Rückschlüsse auf das Entstehungsjahr der Karte zu. So hat die Erlus, damals noch die Thonwarenfabrik, 1915 gebrannt. Das daraufhin neu errichtete Gebäude unterscheidet sich in einigen Merkmalen vom ursprünglichen Werk.
Daneben ist es interessant zu sehen, wie Neufahrn früher ausgesehen hat. Eine Karte bildet zum Beispiel die Schule mit dem Schulgarten ab, auf einer anderen ist die alte Kirche mit dem alten Friedhof zu sehen.


Manches Mal ist allerdings nicht recht nachvollziehbar, aus welcher Perspektive der Urheber das Bild zeichnete, wenn die Anordnung der Gebäude nicht stimmt. Das ist der künstlerischen Freiheit des Verfassers geschuldet.
Mit der Zeit wurde die Postkarte auch für Werbezwecke entdeckt. Parzefall liegt eine Karte vor, auf der das Gasthaus Rieger, die frühere „Dorfschänke“, abgebildet ist. Auch das dazugehörige Anwesen am Kellerberg ist zu sehen.
Neben der Ortsgeschichte geben die Postkarten auch Zeugnis der technischen Entwicklung der Zeit. Anfangs handelt es sich bei den Ansichten um Lithografien. Das Verfahren ermöglichte im 19. Jahrhundert den Farbdruck. Später kamen die Fotografien auf, zunächst in schwarz-weiß, dann in Farbe. Oft ist aber nicht genau ersichtlich, ob es sich um Fotos, oder um bearbeitete Lithografien handelt. Außerdem gibt es farbige Postkarten, bei denen Schwarzweißfotos nachträglich koloriert wurden. „Postkarten mit Farbfotos sind noch gar nicht so lange her“, ergänzt Parzefall.
In seinem Vortrag geht er auf ausgewählte Ansichtskarten ein. Die Karten aus verschiedenen Jahrzehnten machen nicht nur die Entwicklung Neufahrns, sondern auch die Geschichte der Postkarte deutlich. Die älteste Ansichtskarte, die Parzefall vorliegt, stammt aus dem Jahr 1899. Jörg Linzmeier, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege, hat das Original ersteigert.

Der Vortrag „Ansichtskarten erzählen Geschichte“ von Josef Parzefall findet am 30. März im Sitzungssaal des Rathauses statt. Beginn ist um 19.30 Uhr.